Die richtigen Fragen stellen…
Es gibt ein Vorurteil, das sich beständig hält, und dem ich widersprechen möchte.
Oder, übersetzt auf das Lösen von Problemen
Ich glaube das stimmt nicht. Ich beobachte etwas ganz anderes. Und ich beobachte es auch bei mir selbst
Und ich sehe das auch bei anderen. Wenn sich jemand mit einem Problem oder einem Teilproblem verkrochen hat, und wenn dieser jemand nach einiger Zeit wieder auftaucht und seine bahnbrechende Lösung vorstellt. Dann ist diese Lösung meistens gar nicht so super.
Und warum ist das so?
Weil es für richtig gute Lösungen regelmäßigen Austausch mit anderen braucht. Damit die entscheidenden Fragen früh und nicht erst am Schluss gestellt werden. Damit kritisch reflektiert werden kann, damit nichts vergessen wird.
Abgesehen davon, dass Austausch mit anderen auch viel netter ist, als immer nur alleine vor sich hin zu arbeiten.
Daher: Problemlösung ist immer auch Kommunikation.
In der Rolle des Problemlösers hat Fragen stellen einen besonderen Stellenwert.
Beim Fragen stellen habe ich mir drei einfache Regeln verordnet
Was ist eine offene Frage?
Eine offene Frage lässt viele verschiedene Antworten zu.
Ein Beispiel: Ich habe mich in ein Problem vertieft und glaube eine Lösung gefunden zu haben. Damit gehe ich zu meinem Kollegen und sage zum Beispiel
Und ich frage nicht:
Das wäre eine geschlossene Frage.
Nachteil:
Vorteil:
ABER: offene Fragen bringen nur dann etwas, wenn ich offen für die Antworten bin!
Henry Ford, der Gründer von Ford und genialer Automobilbauer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts:
„Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde.“
So ist es häufig. Wenn man nach Lösungen fragt, dann kommt das, was man für eine Lösung HÄLT.
Man kann schon auch nach Ideen für Lösungen fragen, allerdings erst später. Erst die Frage nach dem Problem bzw. nach den Problemen.
Dazu möchte ich eine Geschichte erzählen. Ich gehe alle 2-3 Monate zum Friseur. Soweit, so gewöhnlich.
Dann setze ich mich hin, bekomme einen Kaffee und werde gefragt:
Wie hätten Sie’s denn gerne?
Ich sage dann meistens so was wie
Bitte etwas kürzer, vor allem hinten und auf der Seite.
Und dann kommt eine Rückfrage, die ich mir nicht erklären kann:
Sind 6 Millimeter in Ordnung?
Obwohl mir bei meinem Friseur jetzt schon dreimal in Folge gestellt wurde, jeweils von unterschiedlichen jungen Damen, überrascht Sie mich dann doch…
Ich habe doch keine Ahnung, wie lange 6 Millimeter bei meinen Haaren aussehen.
Bild: ich stehe zu Hause vor dem Spiegel, probiere mit dem Langhaarschneider im Selbsversuch:
2 mm
4 mm
6 mm
8 mm
10 mm
12 mm
Ha, 8 mm passt perfekt, sage ich meiner Friseurin.
NEIN, ich erwarte, dass Sie erkennt, wie kurz man meine Haare schneiden darf, ohne dass es blöd ausschaut. Das ist schließlich ihr Job.
Und sie darf mich auch gerne etwas fragen. Sie darf fragen, was sie will. Es soll aber bitte eine Frage sein, die ich beantworten kann!
Und ich glaube das ist allgemein eine ganz gute Regel. Nur Fragen fragen, die der andere beantworten kann. Dann kann man mit der Antwort auch was anfagen! 🙂