Warum aber sollte es uns interessieren, wenn Top-Entscheider mit den Informationen und Unterlagen, die wir ihnen vorlegen, unzufrieden sind? Der einfachste: Top-Manager geben tendenziell jenen Menschen Aufmerksamkeit und Anerkennung, sie fördern diejenigen, die ihnen die Arbeit leicht machen.
Mitarbeiter halten es für selbstverständlich, viele Führungskräfte haben sich daran gewöhnt: wenn man ein Thema mit dem Top-Management bespricht, und ganz besonders dann, wenn es eine wichtige Entscheidung zu treffen gilt, dann wird über Details gesprochen. Aber ist das erforderlich und zweckmäßig?
ZUERST: WARUM SIND WIR SO DETAILVERLIEBT?
Es gibt ein paar gute Gründe, warum die meisten von uns gerne ins Detail gehen – vor allem wenn sie selber am Wort sind.
Der erste ist unsere Prägung. Wer dreizehn Jahre zur Schule gegangen ist und vielleicht noch die eine oder andere Ausbildung angehängt hat, der hat gelernt: gut ist, wer sich auskennt, wer viele Informationen und Zusammenhänge abgespeichert hat und sie wiedergeben kann. Die allermeisten von uns wurden in einem System groß, dass Wissen und besonders Detailwissen über alle Maßen belohnt. Von dieser Prägung können wir uns nur schwer lösen. Wenn es also wichtig ist – früher bei der Klausur, heute beim Termin mit dem Top-Management -, dann verlassen wir uns auf unsere Erfahrung und glänzen mit detailliertem Wissen.
Der zweite Grund ist, dass sich inhaltliche Arbeit regelmäßig mit Details beschäftigt und auch beschäftigen muss. Eine technische Lösung etwa, die nur zu 97 Prozent fertig entwickelt ist… ist nicht fertig, und damit nicht zu gebrauchen. Sich nicht mit Details zu beschäftigen, wäre in vielen Fällen einfach nicht zielführend.
Der dritte Grund ist, dass viele Mitarbeiter und auch viele Führungskräfte den Großteil ihrer Zeit mit fachlichen Fragen zu tun haben. Und wann immer es um fachliche Fragen geht, regiert der Experten-Jargon und es geht häufig – erraten – ins Detail.
ABER IST DAS ZWECKMÄSSIG
Hört man sich die andere Seite an, die Entscheider, dann zeigt sich schnell, dass Top-Manager keine große Freude mit weitschweifigen Ausführungen und detaillierten Informationen haben.
Gerade letzte Woche hat mir ein befreundeter Geschäftsführer bei einem Glas Wein sein Leid geklagt: „Wenn meine Mitarbeiter mir ein Thema erklären, dann fühle ich mich oft wie bei einer Vorlesung im Grundstudium. Sie versuchen mir das Thema möglichst umfassend und detailliert näherzubringen, und ich versuche ihnen dabei möglichst gut zu folgen. Das ging kürzlich soweit, dass mich jemand fragte, welches Platinendesign er für eine elektronische Steuerung nehmen soll. Dabei bin ich zwar selber Techniker, aber von Elektrotechnik habe ich keine Ahnung.“
Was meinen Sie, ist das ein bedauerlicher Einzelfall?
Ich kann Ihnen versichern, dass das Gegenteil der Fall ist. Eine Umfrage unter mehr als 350 Geschäftsführern, Vorständen und Führungskräften, Projektmanagern, Mitarbeitern und Beratern hat gezeigt, dass drei Viertel der Top-Entscheider damit unzufrieden sind, wie Informationen für sie aufbereitet und Entscheidungen vorgelegt werden.
Link zur Studie: